Mittwoch, 2. Juli 2008, von Jiuquan nach Gaotai, 152 Kilometer, 406 Höhenmeter: „Begegnungen am Ende der Wüste“


Das Frühstücksbuffet im 5-Sterne Hotel ist mehr als gigantisch, verschiedenste Salate, Eier in allen Variationen, Frische Nudeln, Gebratenes und Gekochtes…alles nur Erdenkliche, was die chinesische Frühstücksküche so hergibt. Aus diesem Grunde beschließen wir heute gleich eine verspätete Abfahrt, um dies alles noch ein wenig länger genießen zu können.

Gegen 9.15 Uhr rollen wir dann aus der Stadt und uns erwartet heute nicht gleich wieder die Wüste, sondern es geht durch größere Dörfer und muntere Straßenstädtchen. Obwohl das Frühstück so gigantisch war, sehe ich ein wenig neidisch auf die Straßenstände und die dampfenden Türme mit Baotze und die Buden mit Nudeln, wir sind jetzt fast einen Monat in China und wir sollten endlich einmal auch auf der Straße frühstücken.

Nach 30 Kilometern machen wir noch eine Rast und schlachten meine Geburtstagstorte und alle sind erstaunt, dass die Torte trotz ihres chemisch-plastischen Aussehens doch recht gut schmeckt. Mit der Energie der Buttercreme können wir uns dann wieder in die Wüste stürzen, die gleich hinter der nächsten Kurve beginnt. Aber wir haben den Wind heute auf unserer Seite und so wird es eher ein Flug durch die Steppe.

Kurz vor dem nächsten Ort kommt uns ein Mann entgegen mit einem Wagen und einer weißen Kiste, sieht aus wie ein chinesischer Eisverkäufer, hat aber eine Outdoor-Markenhose an, trägt einen Bart und hat eine für chinesische Verhältnisse viel zu große Nase. Christoph kommt mit dem Karren aus Beijing und ist zu Fuß in Richtung Deutschland unterwegs. / Monate hat er von Beijing hierher gebraucht und zwei Jahre wird er noch bis in die Heimat unterwegs sein. Von uns hat er schon gehört, die Litauer haben ihm erzählt, dass noch jede Menge andere Radler unterwegs sind und auch die Franzosen hat erschon getroffen. Christoph hat in Beijing Fotografie studiert und will nun natürlich den Weg nach Hause für seinen Beruf nutzen. Wir machen ein paar Gruppenfotos und dann müssen wir in verschieden Richtungen weiter, uns erwarten noch gute 80 Kilometer heute und Christoph leg ca. 30 bis 35 Kilometer pro Tag zurück.

Kurz darauf erreichen wir Qingshui, die nächste Oase und einzige Möglichkeit heute Mittag zu essen. Ein kleines Restaurant ist schnell gefunden und es gibt für alle eine Schale mit Nudeln, nach der Fressorgie im Hotel und der Torte hat sowieso kaum jemand großen Hunger.

Nach dem Mittag wird das Wetter noch besser, es ist leicht bedeckt und die Sonne brennt nicht mehr so heiß und der Rückenwind ist uns geblieben und so geht es dann wieder ein letztes Mal in die Wüste hinein. Auch die Chinesen von vor drei Tagen sind wieder unterwegs und deren Begleitteam hat uns schon erwartet und so gibt es auch hier eine große Fotoorgie und ich muss ein langes Interview für deren Berichterstattung geben. Ein paar Kilometer radeln wir mit der chinesischen Gruppe zusammen, dann trifft diese sich bei ihrem nächsten Treffpunkt und wir ziehen vorbei.

 

Weiter im Flug geht es dann auch die letzten Kilometer und dann beginnen die Felder und Baumreihen und es heißt dann endlich Abschied von der Wüste, die uns nun lange genug begleitet hat und ich denke wir haben alle Variationen und Varianten kennen gelernt.

An der nächsten Kreuzung zweigen wir dann nach links in Richtung Gaotai ab und erreichen eine halbe Stunde später das Hotel in der belebten Kleinstadt. Heute haben wir ein normales chinesisches Kleinstadthotel und das heißt natürlich, dass man mehr Zeit mit der Regulierung der Dusche verbringt, als unter der Dusche. Nach 5 Minuten habe ich die Nase voll und dusche doch kalt.

Etwas weiter weg vom Hotel gibt es eine Straße mit Tischen im Freien und verschiedenen Essständen und ich versorge meine Gruppe mit verschiedenen Sachen vom Grill, gebratenem Gemüse, geräuchertem Schweinefleisch und jeder bekommt noch eine Schüssel mit Jiaotze-Suppe. Bei einem fruchtigen Guo-Pi (Fruchtbier) sitzen wir dann noch eine ganze Weile in dem Trubel, der erst nach 22 Uhr seinen Höhepunkt erreicht. Dann sind alle Plätze restlos besetzt und wir räumen unsere Tische für hungrige Chinesen.

Einen Kommentar schreiben