Samstag, 31. Mai 2008, vom Zeltcamp am Orto-Tokoy Stausee bis nach Bonkobaevo, 109 Kilometer, 823 Höhenmeter

Obwohl der nicht zu große Orto-Tokoy Stausee das Talbecken ausfüllt ist die Landschaft umher karg und trocken und gerade dieser Widerspruch macht die Gegend unheimlich attraktiv. Am gegenüberliegenden Ufer zeichnen sich in den Bergen verschiedenste Felsformationen ab und unter dem stahlblauen Himmel leuchten Bergriesen, um deren Gipfel sich Schäfchenwolken sammeln, die mit jeder Stunde dichter werden.

Auch sieht man kaum noch Nomaden, nur eine Familie zieht an uns vorbei, die Frau hat zwei Kinder auf dem Pferd und der nebenher trottet der Mann und der Hund.

 

Dafür steht am Straßenrand seit langem wieder einmal eine zottelige Kamelherde. Die Tiere sehen schrecklich aus, da sie gerade das Winterfell abwerfen, überall hängen verfilzte Fellfetzen herunter.

Über den nächsten kleinen berg hinunter kann man dann einen ersten Blick auf das „Warme Meer“ werfen, den Issyk-Kul See. Der See ist riesig, mehr als 200 Kilometer lang und über 50 Kilometer breit, so dass man das andere Ufer nicht sehen kann. Lediglich die Bergkette, ein Ausläufer des Tienshan, der Kirgisien von Kasachstan trennt ist auf der anderen Seite im Dunst zu erkennen.

Am Seeufer ist alles schön grün, es gibt kleine Pappelhaine und schöne Wiesen, schade, dass wir heute hier keinen Zeltplatz haben. Nur Andre und Heike nutzen die Gelegenheit zu einem Abstecher direkt an den See und einem erfrischenden Bad im kalten Wasser, während wir im Schatten einer Pappelgruppe Mittag machen.

Eigentlich ist es dann nicht mehr zu weit bis nach Bokonbaev, wo wir heute wieder einmal Familieunterkunft haben, aber die Straße führt noch einmal weg vom See und schraubt sich 400 Höhenmeter einen trockenen Berg hinauf und es dauert eine gute Weile, bis alle diese unerwartete Hürde genommen haben.

Heute war auch der Tag der Radfahrer, zuerst begegnen wir einem kanadischen Pärchen, die schon zwei Jahre unterwegs sind und noch einmal so lange weiter fahren wollen. Dann treffen wir einen Ungarn, der nur einen „kurzen“ Trip von China zurück nach Ungarn macht und abschließend folgt ein paar Kilometer weiter ein französisches Pärchen, das schon ein gutes halbes Jahr unterwegs ist.

In Bokonbaev bekommen wir drei sehr schöne Familien zugeteilt, leider gibt es aufgrund eines technischen Defekts keinen Strom und kein Wasser aus dem Wasserhahn, aber die Familien haben vorgesorgt und machen in der Küche über dem Feuer Wasser warm und so kommen wir doch noch zu unserer Dusche mit einem Eimer warmen und einem Eimer kalten Wassers pro Person.

Abends treffen wir uns dann noch einmal zu einem leckeren Abendesse und beschließen, am nächsten Tag nicht nur bis zum Zeltlager auf halber Strecke nach Karakul zu fahren, sondern die gesamten 130 Kilometer bis zum Ort durchzublasen und uns damit einen weiteren Ruhetag zu erarbeiten.

  

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