Dienstag, 20.Mai 2008, von Andishon über die Grenze nach Osh, 58 Kilometer, 471 Kilometer

Nach guten drei Wochen in Usbekistan und den drei Tagen in Tadshikistan geht heute wieder einmal ein Teil der Reise zu Ende, der eigentlich hätte einer der schönsten seien können. Aber inzwischen haben wir mehr als drei Monate in einer großen Gruppe zurückgelegt und einige stellen fest, das das Reisen hier andere Ansprüche an den Reisenden stellt, als zum Beispiel eine Mallorca-Rundreise. Einige von uns kommen häufiger an ihre Grenzen, einmal körperlich, aber auch psychisch, was das Zusammenleben in der Gruppe und soziales Verhalten angeht. Leider klappt es aber nicht immer mit der Problemlösung und Probleme werden auf andere Personen oder an die Reiseleitung übertragen, was sich dann immer ganz krass äußert, wenn wirklich einmal etwas mit den Hotelbuchungen nicht klappt oder wenn das Essen wieder einmal zu „ortstypisch“, also mager oder zu wenig ist. Nur wenige kommen auf die Idee, einen Riegel im Voraus zu kaufen, oder abends noch einen Ausflug auf den Basar zu machen.

Mir bleiben wohl leider diese Streitereien mehr im Gedächtnis, als die netten und freundlichen Menschen, die Einladungen am Straßenrand zu einem Tee, die unheimliche Vielfalt der Landschaft von grünen Weiden über trockenen Steppen, fruchtbare Täler und Oasen und schneebedeckte hohe Berggipfel haben wir hier gesehen und sind über schlechteste Straßen hohe Pässe gefahren. Buchara und Samarkand haben wir besucht, zwei Städte, die vor China wohl das Highlight der Tour darstellten und sind über riesige Basare geschlendert. Im Schatten von Bäumen haben wir grünen Tee getrunken und uns auf den „Vierbeinern“ ausgeruht. Und nun geht es einem neuen Land und einer neuen Kultur entgegen und wir haben nur noch einen kleinen Schritt bis zur Grenze.

 

Leider ist etwas unklar, an welchem Grenzübergang wir die Grenze überschreiten, leider fällt dieses Problem Farhoud erst auf, als ich auf dem GPS feststelle, dass wir uns von der Grenze wegbewegen. Mit einem kleinen Umweg gelangen wir dann jedoch wieder auf den richtigen Weg.

Noch einmal lasse ich mich von den Usbeken von der Straße winken und lande zu einer Tasse Tee in einem kleinen Hof. Hier ist gerade die gesamte Familie damit beschäftigt, geschnittene Maulbeerzweige zu entlauben und natürlich wollen wir die Seidenraupen sehen. In zwei kleinen, warmen Zimmern „wohnen“ jeweils eine Million von diesen Raupen und tun nichts anderes als in einem dicken Kissen von Maulbeerblättern herumzukriechen und sich möglichst schnell ins nächste Insektenstadium zu fressen.

Wenig später tauchen dann die ersten Grenzanlagen auf und wir hoffen diesmal auf eine reibungslosere Abfertigung als bei der Einreise. Die Formulare, die wir damals peinlichst genau ausfüllen mussten, landen achtlos auf einem großen Stapel und der Beamte fragt mich, ob wir diese noch bräuchten. Meine Antwort, dass schließlich er wissen müsste, ob wir das Papier noch brauchen oder nicht, fand er nicht all zu witzig. Aber es entstehen daraus keine Probleme und wir schaffen es in guten zwei Stunden nach Kirgistan zu kommen.

Auf der anderen Seite wartet dann ein großer grüner SIL-Truck auf uns und wir können unser Gepäck aufladen. Die Begleitcrew sieht sympathisch aus und scheint gut organisiert, etwas was wir im neuen Land gut gebrauchen können.

Die ersten Eindrücke vom Lande sind positiv, wieder viel Grün und belebte Städte. Doch schon nach 5 Kilometern sind wir an unserem einfachen Hotel, die Zimmer sind sauber und es gibt ein paar Gemeinschaftsduschen und Gemeinschaftsklo, welches sehr sauber ist.

Wieder einmal ist die litauische Gruppe in der Stadt. Sigitas, der Chef der litauischen Gruppe, Volker und ich treffen uns noch einmal auf ein kurzes Gespräch, da die andere Truppe noch Probleme mit dem Begleitfahrzeug hat und wir vielleicht hätten helfen können.

Abendessen ist heute luxuriös in einem teueren Lokal zu europäischen Preisen, was uns und die Gruppenkasse erst einmal fast vom Sockel reist, aber mit vollem Magen kann ich gut schlafen und sehe einem neuen Tag in einem neuen Land positiv entgegen.

 

Eine Reaktion zu “Dienstag, 20.Mai 2008, von Andishon über die Grenze nach Osh, 58 Kilometer, 471 Kilometer”

  1. Heidebreck Rainer

    Lieber Tom,

    vergiß nicht, daß diese großartige Tour schon jetzt für den Großteil der Teilnehmer ein Highlight ihres (Radler) Lebens darstellt! Und daran hast du einen wesentlichen Anteil, denn Du tust Dein Bestes!
    Man kann nur hoffen, daß die „Meckerer“ noch zu Sinnen kommen. Bei manchen Menschen gehört das Meckern ja zum Guten Ton und ist eine Charaktereigenschaft, die sich gerade in einer Gruppe so unangenehm bemerkbar macht. Immer das beste Zimmer haben zu wollen, mit dem Reiseprogramm dem Reiseleiter vor der Nase herumwedeln usw. usw. – wer hat es noch nicht miterleben müssen. Und es ist gar nicht ausgeschlossen, daß diese Menschen hinterher von der Tour schwärmen werden, auf der sie , wie sonst auch im Leben, herumgemeckert haben, um das Beste für sich herauszuholen…….
    Also, nicht nachlassen! Das wünschen sich alle deine Fans und bestimmt auch die netten Menschen in der Gruppe, die Dir das Leben nicht schwer machen!

    Es grüßt in alter Frische, der Radkam´rad Rainer (Heidebreck),
    alias Heifisch43

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