Sonntag, 27. April, vom Wüstencamp hinter Uch-Adzhi bis zum Camp vor Tschardschev, 102 Kilometer, 320 Höhenmeter, 47 Grad: „Am Hitzepol Zentralasiens“


Heute wieder ein zeitiges Frühstück in den Sanddünen, wir wollen so zeitig wie möglich los, um so weit wie möglich zu fahren bis es heiß wird und dann lange eine große Pause machen.

Und so geht es am Anfang zügig durch die Sanddünenlandschaft. Hier in der Wüste, wo es keine Leute gibt, die an einem freien Oberkörper Anstoß nehmen könnten haben einige ihr fast Ganzkörperbräunungsprogramm begonnen und riskieren täglich eine halbe oder gar eine ganze Stunde den Kampf gegen die T-Shirt Streifen am Oberarm.

Schon gegen 10 Uhr erreichen wir Repetek. Wenn man einen Blick auf eine Karte Asiens oder Zentralasiens wirft, dann ist jeder der Ort Repetek verzeichnet, egal wie lausig der Maßstab ist. In der Realität besteht Repetek lediglich aus einer Teestube sowie zwei Wellblechhütten dahinter und einem Toilettenhäuschen 50 Meter weit in der Wüste. Dazu kommt dann einen Kilometer weiter weg ein Museum zum Biosphärenreservat, das sich hier in der Wüste findet. Neben dem Museum leben ein paar müde Gazellen hinter Gittern und ein trauriger kleiner Wüstenfuchs, dessen Eltern vom Truck überfahren worden sind, sowie eine Schar gackernder Hühner und ein paar Stallhasen. Alle anderen Tiere waren ausgestopft oder in Alkohol eingelegt und erinnern an das Biologielaboratorium in meiner Grundschule, mit dem angestaubten Charme der siebziger Jahre. Interessant ist, dass wir hier am heißesten Ort in Zentralasien sind, Temperaturen von über 55 Grad im Schatten sind hier leicht möglich und in der Sonne werden fast 80 Grad erreicht. Die wenigen Tiere, die hier in der Wüste überleben sind extrem angepasst, sie graben sich in den Sand ein oder brauchen kaum Wasser. Am gefährlichsten sind nicht die Skorpione, sondern eine kleine schwarze Spinnenart, zehn Mal giftiger als eine Schwarze Witwe, eine Minute nach dem Biss ist der Mensch tot.

Und wirklich, es ist unglaublich heiß draußen, auf dem Rad geht es gerade noch so, da der Fahrtwind ein wenig kühlt, doch sobald man absteigt bricht sofort der Schweiß aus. Also bleiben wir in der Teestube in Repetek und trinken die wenigen lauwarmen Getränke aus der Kühltruhe leer und essen eine dünne Suppe mit Brot, zu mehr hat sowieso kaum jemand Appetit. Dann belegen wir die Liegegestelle und halten Siesta bis die Sonne nicht mehr ganz so hoch am Firmament steht.

Dann haben wir wieder eine schöne Fahrt in der späten Nachmittagssonne, reparieren noch einmal einen Plattfuß und schlagen unser Camp ein paar Kilometer vor Tschardschou auf, worüber es dann wieder lange Diskussionen gibt, da in der allerersten Variante hier ein Hotel vorgesehen war. Ich entschließe mich heute auf dem großen Teppich zu übernachten, was allerdings eine Fehlentscheidung war, da es nur so von stechwütigen Mücken wimmelt und so mache ich kaum ein Auge zu und versuche die Sterne am Himmel zu zählen.

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