Montag, 28. April, Camp vor Tschardzhev zur usbekischen Grenze bis nach Alat, 84 Kilometer, 299 Höhenmeter, 40 Grad


Auch heute wieder zeitiger Aufbruch, denn vor uns liegt die nächste Grenze und ein neues Land: Usbekistan. Doch bis dahin sind noch 60 Kilometer zu fahren und die sollten wir bis Mittag geschafft haben, da dann die Grenze eine lange Pause macht. Und hoffentlich auch unser letzter Polizeieinsatz. Nach 20 Kilometern führt diese uns durch die Stadt Tschardschou oder besser gesagt, einmal elegant am Zentrum vorbei, durch Nebenstraßen und Wohnviertel im sowjetischen Stil der 70er Jahre. Und natürlich bleibt wieder einmal keine Zeit zum Anhalten und Fotografieren.

Hinter der Stadt führt dann eine Pontonbrücke über den Amurdarja Fluss, die Verkehrssituation ist chaorisch, jeder Lkw verursacht Schwierigkeiten und muss über die Pontons, die sich unter der Masse der schwer beladenen 5-Achser, nach unten bewegen, gelotst werden, wobei dann entstandene Stufen zum nächsten Ponton überwunden werden müssen.

Auf der anderen Seite geht es dann im Zickzack-Kurs durch die Landschaft. Das GPS zeigt, dass die Grenze nur 10 Kilometer entfernt ist, aber große Haken schlagend führt der Weg dann 28 Kilometer bis dort hin. Gegen 11.30 Uhr ein wenig später als geplant, da wieder einmal noch ein Plattfuß zu flicken ist. Dann schlängeln wir uns durch die lange Kolonne der LKWs bis nach vorn und dann geht es zuerst durch die turkmenische Grenze. Die Formalitäten gehen relativ zügig vor sich, aber wir müssen unser Gepäck stückchenweise immer weiter transportieren, erst durch die Passkontrolle, dann durch den Zoll, dann 100 Meter weiter bis zum Schlagbaum, an dem das Niemandsland beginnt. Dort können wir für 30 Dollar zwei Wagen leihen, mit denen wir das Gepäck und unsere Kisten mit den Ersatzteilen über diese zwei Kilometer transportieren. Inzwischen ist der Grenzbetrieb zum Erliegen gekommen, denn die Mittagspause hat begonnen, aber auf der usbekischen Seite findet sich dann doch schnell ein Beamter, der die Formalitäten mit uns erledigt. In der größten Mittagshitze heißt es dann wieder Gepäck vom Wagen, durch das erste Gebäude, 200 Meter über den Platz, alles durch den Zoll und noch einmal 250 bis zum Begleitfahrzeug, eine mächtige Plackerei.

Was habt ihr denn in den Metallkisten fragte mich einer der Zollbeamten und ich antworte lachend“atomare Sprengköpfe“ während wir die Kiste auf das Fließband des Röntgengerätes sstellen. Der zöllner lacht, stutzt aber, als dann viele dunkle Metallteile und spiralförmige Kabel auf dem Bildschirm auftauchen. Doch ein Blick in Kiste zeigt dann, dass es sich nur um ein Fahrradschloss und diverse Ersatzteile handelte.

Auf der anderen Seite begrüßt uns Fahrhoud, der unser Führer für die von biss-Reisen organisierte Etappe in Usbekistan sein wird. Schnell laden wir unser Gepäck auf den Bus und fahren 5 Kilometer weiter bis zu einer schattigen Stelle am Kanal, wo wir ein kleines Picknick machen und Gelegenheit haben ins Wasser zu springen. Ob man in der lehmigen Brühe sauberer wird ist natürlich fraglich, aber auf alle Fälle kühlt ein Sprung ins tiefe Wasser doch recht gut ab und gibt Gelegenheit, sich den Staub und Schweiß vom Körper zu spülen.

Gegen 16 Uhr haben wir dann Gelegenheit die ersten Eindrücke von Usbekistan zu sammeln. Wenig Fahrzeuge gibt es auf der breiten Straße, die Leute stehen am Straßenrand und winken uns lachend zu und wir scheinen die Wüste zumindest vorerst hinter uns gelassen zu haben, denn überall sind grüne Felder und kleine Dörfer. Als wir durch das kleine Städtchen Alat oder Olot rollen ist dort richtig Leben auf den Astraßen und das ist sehr angenehm nach den langen Etappen in Turkmenistan, wo wir kaum Leute gesehen haben.

Etwas außerhalb des Städtchens sind die Zelte schon in einem großen Garten aufgebaut und der Plow ist schon fertig gekocht. Die Zelte stehen ordentlich in zwei Reihen, wie im Pionierferienlager und es gibt sogar ein Duschzelt. Dort hängt ein Wassersack und so kann man sich auch in einem moslemischen Land in der Natur eine Ganzkörperwaschung verpassen. Für den Abend besorgt uns Fahrhoud noch eine Runde Bier und gegen 21 Uhr verschwinden alle im Bett. Für mich dauert die Ruhe erst einmal nur eine halbe Stunde, da dann wieder einmal die Polizei im Lager erscheint und einen Blick in alle Pässe werfen will und viele Fragen nach der Struktur der Gruppe, der Reiseroute usw. Zum Glück kann ich mit meinem lausigen Russisch verhindern, dass alle Leute noch einmal geweckt werden müssen, da sich herausstellt, dass der Polizeioffizier mit der Roten Armee in Ostdeutschland in Weimar bei den Panzertruppen eingesetzt war, also fast vor meiner Haustür. Danach reichen dann zwei Pässe zum Angucken und einige Notizen. Ein Polizist wird zum Bewachen der Räder abgestellt und muss neben den Rädern schlafen und dann hoffe auch ich auf eine ruhige Nacht.

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