Mittwoch, 30. April 2008, Ruhetag in Buchara und Stadtbesichtigung:“Teppiche, Gewürze und Seide-endlich wirklich auf der Seidenstraße“


Der Morgen beginnt ruhig mit einem netten Frühstück im kühlen Kellerrestaurant. Dann um 9 Uhr machen wir uns mit Farhoud auf den Weg durch die Stadt. Direkt vor dem Hotel gibt es einen kleinen Teich oder besser Wasserspeicher. Noch bis vor 70 Jahren hätten sich dann hier die Wasserträger mit ihren Tonkrügen getroffen um Wasser zu holen und an die Haushalte der Stadt zu verteilen. Über 80 solcher Becken habe es früher in der Stadt gegeben, gespeist von unterirdischen Kanälen erklärt uns unser Führer. Rund um den Wasserspeicher liegen drei Karawansereien und zahlreiche Medressen, also Gebäude zum Studieren und Lernen, eine Art von öffentlicher Bibliothek, denn der Koran besagt auch, das das Ziel eines jeden Moslems auch ständiger Wissenserwerb ist. Wissenserwerb ist auch heute unser Ziel und der beginnt auf den nahen Basaren. Leider sind die alle sehr touristisch und lassen nur ein wenig erahnen, wie früher hier auf der Seidenstraße Handel getrieben wurde.

Dort, wo heute eine kleine Bank Dollar und Euronoten gegen dicke Bündel von Som wechselt, standen auch schon früher die Geldwechsler, die den Händlern und Karawanenführern Geld und Gold tauschten. Gleich um die Ecke beginnt Aladins Wunderwelt. Überall liegen und hängen Teppiche und die usbekischen Teppiche, besonders die Seidenteppiche sollen die besten der Welt sein. Ein Arbeiter arbeitet an solch einem Seidenteppich 6 Monate bis zu einem Jahr. Prächtige, kräftige Farben und Muster haben die Teppiche, aber für einen Fahrradtransport sind sie leider zu sperrig.

Auch gibt es hier verschiedenste Seidenstoffe. Die Gegend um Buchara ist besonders bekannt für ihre Atlasstoffe, das ist besonders leichte und farbefrohe Seide, aus denen die Frauen ihre luftigen und wunderschönen Sommerkleider nähen lassen.

Beeindruckend sind auch die Gewürzstände mit großen Säcken mit verschiedenen Kümmelsorten, Koriander, Chili, Zimt, Kardamom, Piment und vieles andere. Abgefüllt werden die Gewürze in kleine Kürbisfläschen. Wir kosten einen Tee, der eigentlich kein Tee ist, sondern ein Aufguss aus sieben Kräutern ist und sehr anregend exotisch schmeckt. Davon kaufen wir dann gleich eine ganze Tüte für die kommenden Zeltlagerabende.

Das Kalon Minarett in Zentrum der Stadt war früher wahrscheinlich das höchste Gebäude in Zentralasien, es ist 47 Meter hoch und hat ein Fundament von 10 Metern Tiefe. Arslan Khan hatte einen Architekten Wettberwerb ausschreiben lassen und war beeindruckt von dem Entwurf eines jungen Architekten. Der begann mit dem Bau und verschwand nachdem gerade das Fundament fertig gestellt worden war. Daraufhin wurde der Bau eingestellt. Zwei Jahre später tauchte der Architekt wieder auf und entschuldigte sich beim Khan und erklärte, dass, wenn er die Stadt nicht verlassen hätte, der Khan einen zügigen Baufortschritt befohlen hätte, das Fundament benötige aber zwei Jahre um sich zu setzen. Der Khan akzeptierte die Entschuldigung und ließ den Architekten den Bau zu aller Zufriedenheit beenden. Genützt hat es dem Architekten nicht viel, denn um keinen weiteren Bau von dieser Größe und Schönheit errichten zu können, wurde er nach Abschluss der Arbeiten feierlich enthauptet.

Die Moschee neben dem Minarett bietet 10.000 Gläubigen Platz, heute in der Mittagssonne schlendern aber nur ein paar Touristengruppen durch die Wandelgänge zwischen den blau gefließten Gebäuden. Von hier hat man auch einen wunderschönen Blick auf die Mir-i-Arab Medressa gegenüber. Dieses Gebäude mit den zwei Azurblauen riesigen Kuppeln ist neben dem Minarett das Wahrzeichen Bucharas und schon von weitem zu erkennen. Leider dürfen Touristen diesen Ort des Studiums der heiligen Schriften nicht betreten, sondern können den wunderschönen mit bunten Keramikfließen verkleideten Bau nur von Außen bewundern, der in der prallen Mittagssonne funkelt.

Golden funkelt es auch auf dem Goldmarkt, wo vielleicht hundert Händlerinnen Schmuck und Steine verkaufen. Besonders gefragt scheinen Ringe und Ketten mit Rubinen zu sein, denn diese gibt es hier in den verschiedensten Größen. Am Ausgang des Goldmarktes duftet es verlockend nach Brot und gefüllten Blätterteigtaschen und wir stürmen ein nahe gelegenes Teehaus und Restaurant. Im Schatten großer Bäume gibt es leckeren Plow, herrlich erfrischend Okroschka, kalte Suppe auf Sauermilch oder Kefir-Basis mit eingelegtem Gemüse, Fleisch vom Grill oder Pelmeni.

Doch das Essen und die Hitze machen müde und so schlendern wir nur noch mit einem halben Ohr zuhörend durch den Samani-Park mit dem ältesten Gebäude der Stadt, das Ismail Samani Mausoleum, das aus einer besonderen Art von Lehmziegeln gebaut wurde, die in ihrer Herstellung zwei Jahre benötigten. Noch bis heute ist das Gebäude mit wunderschönen Verzierungen unrenoviert zu besichtigen, da die Qualität der Ziegel so gut ist. Da es sich um ein „Geheimrezept“ handelte ist eine Nachahmung nicht möglich. Den Mongolensturm hat das Gebäude lediglich nur überstanden, da es die Bewohner komplett mit Sand bedeckt haben, mit dem zur Hälfte noch bis in die 50er Jahre bedeckt gewesen sein soll.

Hier endet dann unser heutiger Rundgang, morgen haben wir ja noch einen weiteren Tag zur Verfügung und ich nutze die Gelegenheit zu einem kurzen Schläfchen und ein paar Zeilen auf dem Computer. Das Internetcafe um die Ecke ist nicht zu gebrauchen, ich benötige eine ganze Stunde, nur um meine Mails zu lesen, an ein Schreiben oder gar versenden von Daten ist nicht zu denken. Zum Abendbrot treffen sich die „Crews“ der nun zwei Fahrradgruppen und wir besprechen noch die Details für die nächsten Tage. Morgen werde ich versuchen einen Platz im schnellsten Internetcafe der Stadt zu bekommen und den ganzen Tag arbeiten müssen, schade ich wäre gern noch ein wenig in der alten Stadt herum gelaufen oder hätte ein paar Postkarten geschrieben, aber Arbeit geht halt vor.

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