Montag, 3. März, von Thessaloniki nach Asprovalta, 92 km, 718 Höhenmeter:“Ein Treffen mit Marco Polo“


Heute klappt es ein weiteres Mal mit dem Yoga, immerhin fünf meiner Leute finden sich noch für ein paar Sonnegrüße ein und dann geht es zum perfekten Frühstück in die Halle. Ich verbinde noch einmal mein Laptop mit der Welt und sende noch ein paar Daten ans Büro.

Nebenbei gelingt es mir auch, die Webseite der „Gegentour“, organisiert von einem Litauer, ausfindig zu machen, die so ziemlich unsere Idee kopiert haben. Das ist ja eigentlich kein so großes Problem, das Ereignis Olympia in Peking verträgt ohne Probleme mehrere Touren, aber dass die Organisatoren in ihrer Verkaufwerbung negativ zu unserer Tour Stellung nehmen, ohne verschiedene Konzepte und Inhalte zu diskutieren, das ist einfach nicht sonderlich fair. Die Tour ist natürlich vom Organisationsgrad wesentlich anders gestaltet und hat ebenfalls ein anderes Zielpublikum. Das zu beachtende Regelwerk für den Trip ist recht umfangreich, für meine Geschmack etwas sehr reglementierend, lediglich die Regel Nummer Vier aus dem umfangreichen Paragraphenwerk dieser Tourorganisation finde ich spitze, dass das Wort des Reiseleiters als Gesetz für die Gruppe zu beachten sei.

Leider gab es von der ‚litauischen’ Tour noch keine Berichte, zumindest konnte ich keine googeln, obwohl dieses Team schon ein paar Tage länger unterwegs ist als wir.

Nach dem Frühstück ziehen wir los und es geht zum dritten Mal an der Hafenanlage vorbei. Heute liegt der Hafen voller Fischkutter und Yorgos erfragt den Grund dafür: Streik wegen hoher Spritpreise und niedriger Fischverkaufspreise. Bei den Fotos im Hafen verliere ich einen meiner guten Handschuhe, was ich zehn Minuten später zwar merke, aber auch meine Suche bringt nix, der Handschuh ist weg und ich ärgere mich darüber, aber es hilft nichts, wir müssen erst einmal weiter. Aus der Stadt heraus ist der Verkehr stressig und es geht zum Teil straff bergauf. Ich habe das Gefühl, dass die Autofahrer hier in dieser Region rücksichtsloser fahren, als das am Anfang in Athen und Umgebung der Fall war.

Bei dem morgendlichen Stress hatte ich vergessen meine Wasserflasche aufzufüllen doch „Kleinchina“, ein chinesisches Restaurant am Wege ist meine Rettung und die Shanghaier Besitzer sind erstaunt mich dort in Beijinger Dialekt nach einer Füllung der Flasche fragen zu hören.

Oben angekommen haben wir eine wunderschöne Sicht auf eine große Ebene mit einem See und in der Ferne leuchten wie immer schneebedeckte Gipfel. Die Abfahrt ist gigantisch, es geht steil und dreispurig gut asphaltiert nach unten, so schnell, dass ich mich nicht traue auf den Tacho zu sehen, der mir dann unten eine Höchstgeschwindigkeit von 74 Stundenkilometern anzeigt, was ich seit Jahren nicht mehr gefahren bin.

Untern geht es vorbei an grünen Wiesen und schön blühenden Obstbäumen auf gerader Straße und mit leichtem Rückenwind, trotzdem machen wir erst gegen halb zwei Mittagspause in einem kleinen Platanenhain, dort sind wir nicht die einzigen Radler, zwei Italiener haben den Platz kurz vor uns entdeckt und sind dabei eine Speiche zu wechseln. Sie sind vor 17 Tagen in Venedig gestartet, Gianni und Renato, die sich jedoch Marco und Polo nennen; und wollen natürlich auch nach Beijing. Die Route ist unserer nicht zu ähnlich, sie fahren über den Iran und in China dann auch über Kashgar. Mit einigem Glück treffen wir die beiden noch einige Male auf dem Weg zu unserem gemeinsamen Ziel.

Nach dem Picknick gibt es noch einmal ein wenig Stress, die Gruppe steht in den Startlöchern, nur Yorgos fehlt noch und macht auch noch keine Anstalten zum Aufbruch, also fahren die Ersten los und die Anderen folgen. Ich schaue mich noch einmal um, sehe nur noch Kostas und das Auto und fahre auch hinterher. Am Hotel angekommen ist Yorgos sauer, einmal, weil er eine etwas andere Route geplant hatte und weil wir Marlies vergessen hatten, welche ihr Fahrrad und günstig geparkt hatte und dann am Bächlein spazieren war. Aber beim Kaffeetrinken im Sonnenschein ist der kleine Kommunikationsstress rasch wieder vergessen. Einige nutzen die Gelegenheit des nahen Meeres zu einem Bad im 15 Grad kalten Wasser, bevor es zum Abendessen ins Lokal direkt neben dem Hotel geht.

 

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