Dienstag, 4. März, von Asprovalta nach Kavala, 80 Kilometer, 690 Höhenmeter: “Winds of change“


Heute brechen wir etwas etwas zeitiger auf, nicht weil wir einen harten Tag vor uns haben, sondern weil unser Ziel Kavala heißt. Kavalas Altstadt liegt unter einer alten byzantinischen Festung an einen Berg geschmiegt. Ein Aquädukt aus osmanischer Zeit, versorgte die Stadt mit Wasser. Engste Gässchen winden sich zwischen alten Häusern hindurch. An einigen Stellen passen nur noch japanische Kleinwagen durch diese Schlupflöcher. Ein großes Mosaik an der Kirche der Stadt erinnert daran, dass hier der Punkt war, von dem aus das Christentum den europäischen Raum eroberte, denn vor knapp 200 Jahren betrat Apostel Paulus hier den griechischen Boden und begann mit der Missionierung.

Am Morgen ging es von Asprovalta noch eine gute Weile am Meer entlang, bevor wir dann etwas in die Berge abgebogen sind. Mitten in der Landschaft dann ein gewaltiger Felssockel mit einem großen Löwen oben auf, wahrscheinlich ein Grabmahl aus römischen Zeiten, vor dem wir noch ein paar nette Bilder machen.

Die Steigungen in den Bergen sind allerdings nichts gegen das, was wir in den letzten zwei Wochen hinter uns gebracht haben, eigentlich eher Hügel, allerdings bläst ein heftiger Gegenwind, als wir wieder ebenes Gebiet durchfahren und das ist dann für einige von uns eine völlig neue Erfahrung. So geht es dann beim Mittagsbuffet relativ schweigsam zu und auch ich merke, dass mich der Tag anstrengt. Auch müssen wir noch einmal an unserer Gruppenstrategie arbeiten, wenn es etwas anstrengender wird, die Schnellsten fahren sich Windschatten gebend vorneweg und alle sowieso schon langsameren Fahrer kämpfen hinten jeder allein gegen den Wind; kaum sind diese dann wieder bei der Gruppe angekommen, setzt sich die Spitze schon wieder in Bewegung und zieht von dannen; aber ich denke, auch dass bekommen wir recht bald in den Griff. Die letzten Kilometer bis nach Kavala sind noch einmal recht stressig, nicht wegen der letzten heftigen Steigung, sondern wegen des dichten Verkehrs, wohl auch schon ein Vorgeschmack auf die Türkei, in der wir mit Sicherheit eine neue Fahrstrategie brauchen.

Auch ist der Wind ein Vorbote für eine grundlegende Wetteränderung, der Wetterbericht im Internet verhieß für die nächsten Tage nicht viel Gutes, laut Yorgos soll sich das Wetter noch einen weiteren Tag halten und ein Kellner aus einem Kaffee in der Altstadt prophezeit den Regen schon für den nächsten Tag.

Unter Diskussionen zum Wetter verläuft dann auch das Abendessen in einem Lokal am Hafen, das Essen stößt nicht auf zu großes Gefallen, es gibt hauptsächlich Fisch, allerdings nur kleine Sprotten in verschieden Varianten, während im Glaskasten vor der Küche wunderbare Goldbrassen auf Eis liegen. Morgen werde ich unterwegs mit Yorgos reden, dass wir noch einmal ein paar von diesen Tierchen auf den Teller bekommen. Dafür war der angebotene Weiswein sehr angenehm und ein Gericht, das mich an Chinas „Tigerhautchilis“ erinnert, nämlich eine in Olivenöl straff angebratene scharfe Chilischote.

Unser Hotel ist ein eher antiquierter Bau aus den 60er Jahren, mit entsprechender Raumausstattung und die Frage nach dem Internet braucht gar nicht erst gestellt werden.

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