Mittwoch, 20. Februar, Tagesausflug auf die Insel Ägina, 55 km, 1006 Höhenmeter


Die Sonne scheint und auch an den Straßenrändern schmelzen unter den wärmenden Strahlen die letzten Schneehaufen dahin. Gegen 9 Uhr rollt unsere Karawane los, erstmalig komplett, denn gestern Abend ist Marlies aus Berlin auch noch angekommen. Der Verkehr in Athen ist dicht, aber die Autofahrer sind rücksichtsvoll, auch wenn es nur daran liegen mag, dass wir in der großen Gruppe fahren und unser Gruppenfahrstil chaotisch ist. Immer mal wieder müssen wir noch einmal anhalten, weil hier noch schnell ein Sattel verstellt werden muss oder sich ein nicht festgemachter Spanngurt in den Speichen verfangen hat. Nach einer knappen Stunde erreichen wir den Hafen von Piräus und warten besteigen unsere Fähre. Vom Oberdeck haben wir eine glänzende Sicht auf die riesige Bucht des Saronischen Glofes. Vorbei fahren wir an der Insel Salamina und blinzele in die Sonne. Die Silhouetten der vielen Fracht und Handelschiffe verschwimmen und verwandeln sich in große persische Kriegsschiffe, die mit vollen Segeln auf Athen zuhalten. In den Hinterhalt gelockt tauchen von überall her kleine wendige Kriegsschiffe der Athener und Äginer auf und versenken den größten Teil der prächtigen persischen Flotte im Saronischen Golf. Das war vor knapp 2500 Jahren.

Heute jedoch ist alles friedlich und am Hafen von Ägina tummeln sich viele Touristen aus aller Herren Länder. Wir schwingen uns auf die Räder und halten noch einmal an einem großen Supermarkt am Rande des Städtchens; verschiedenen Sorten Käse, Salami, Tomaten, Gurken und Paprika wandern in den Einkaufswagen. Nicht zu vergessen natürlich Oliven und ein 5 Liter Kanister mit Rotwein, denn heute ist ja herrlichstes Picknickwetter. So ausgerüstet stürzen wir uns ins innere der Insel. In der neu gebauten Kirche am Kloster des heiligen Nektarius machen wir noch einmal halt. Ein echter Schelm muss das gewesen sein, nach einem anstrengenden Leben als Priester hat er sich hierher zurückgezogen und die letzten Jahre seines Lebens in einem Nonnenkloster verbracht. Einen Blick auf die Berge, die Pistazienhaine, die blühenden Mandelbäume werfend, die salzige Meeresluft einatmend erscheint mir das eine angenehme Alternative zum Rentnerdasein in einem Berliner Altersheim; aber bis dahin vergehen ja noch ein paar Dekaden.

Interessant ist auch der Tempel der Aphala, wunderschön auf einem Hügel mit Blick auf die See gelegen. Yorgos erklärt uns, die Besonderheiten des Baustils, die verputzten Säulen, die Marmor imitieren sollen, die leichte geneigt sind, um einen aufstrebenden Eindruck zu vermitteln.

In einem Pistazienhain packen wir dann unsere Köstlichkeiten aus, gebrochenes Brot und leckerer Käse, Oliven und ein Schluck Rotwein, der trotz der barbarischen Plastikverpackung ein hervorragender Tafelwein ist und ich denke, dass der Plan auf der Tour einige Kilo abzunehmen noch etwas warten muss.

Nach dem Essen geht es in rasender Fahrt abwärts ans Meer hinunter. Die Aussicht ist von jedem Punkt grandios, vor uns das Meer und hinter uns Berge, die schon vor hunderten von Jahren terrassiert worden und verstreute Gehöfte. Auf der wenig befahrenen Straße kommt uns ein Bauer hoch zu Ross entgegen und grüßt freundlich.

Dann geht es wieder richtig den Berg hinauf und so manch einer ahnt nun, auf was er sich mit dieser Tour eingelassen hat, aber wir kommen alle mit guter Laune oben an.

Zurück in Ägina ist noch Zeit für einen Espresso, bevor wir wieder aufs Schiff zurück nach Piräus gehen, von welchem wir den ersten grandiosen Sonnenuntergang genießen können.

Noch eine Sensation gibt es auf dem Schiff: „Wir sind in der Zeitung“! Yorgos hat uns die Zeitung besorgt, die einen ersten Artikel von uns veröffentlicht hat und wir sind alle so stolz auf uns.

Am Abend enden wir wieder in der gleichen Taverne wie am Vortage, trinken aber nicht ganz so viel, denn im Hotel erwartet die meisten von uns noch ein Gepäckchaos, das verpackt werden muss, denn morgen geht es in aller Frühe dann richtig und wirklich los, raus aus Athen in Richtung Peking.

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