Donnerstag, 21. Februar, von Athen über Marathon nach Chalkis, 118 km, 1190 Höhenmeter:„Die Schlammschlacht bei Marathon“


Sehr zeitig wollten wir los, etwas später ist es dann geworden. Gegen 8 Uhr rollen wir zum alten Olympiastadion, wo 1896 die ersten Spiele der Moderne stattfanden. Hier klicken noch einmal 20 Minuten die Fotoapparate und dann sind wir auf der Ausfallstraße. Der Verkehr ist dicht und wir kommen nur langsam vorwärts, obwohl wir Verstärkung durch die Polizei bekommen haben, die nun mit Blaulicht hinter uns herfährt. Steht eine Ampel dann einmal auf Rot, ertönt die Sirene und wir können weiter, ohne auf den Verkehr achten zu müssen. So bleibt es dann auch die ersten vierzig Kilometer bis Marathon. Hier stehen wir dann wieder auf historischem Grund, denn auch hier wurden die Perser von den Griechen vernichtend geschlagen, eine Schlacht die die Grenze zwischen Ost und West bis heute zementiert hat. Hinter Marathon biegen wir dann auf eine winzige Straße ab und stehen nach einem langen Anstieg mitten im Schnee. Welch ein Gegensatz zur strahlenden Sonne, die gerade erst begonnen hat, die Schafweiden frei zu lecken. Überall rinnt Wasser und es plätschert und an einem idyllischen Plätzchen unter alten Bäumen machen wir Rast für ein Picknick, wieder mit viel Käse, Wein und Oliven.

Danach beginnt unsere Schlammschlacht. Der Feldweg hat sich aufgelöst, Abschnitte mit Schneematsch und tiefem Schlamm wechseln sich ab. Fahrradfahren ist unmöglich und wir schieben die Räder unter Aufbringung aller Kräfte nach oben. Den Berg hinunter ist es eine einzige Schlitterpartie, die unten an einem breiten Wildbach endet, danach geht es wieder im Schlamm aufwärts, doch nach gut anderthalb Stunden haben wir es geschafft, wir stehen auf einer Kuppe, genießen den Ausblick, die Räder sind total verschlammt, die Schuhe nass, aber wir sind oben und der Weg wird wieder besser. Nachdem also die Perser um 490 vor Christus kläglich gescheitert sind, hat sich unser „China by Bike“ Team durchgeschlagen und einen ersten schweren Kampf gegen die Unbilden der Natur gewonnen. Leider haben wir nur dabei viel Zeit verloren, es ist schon später Nachmittag und wir haben noch 50 Kilometer vor uns, und die nicht in der Ebene. Am nächsten langen Berg beginnt für die nicht ganz so erfahrenen Radler dann der nächste Kampf, nämlich der um jeden Höhenmeter, aber auch den bestehen wir und kommen eine halbe Stunde vor Sonnenuntergang am Pass an. Die Abfahrt ist steil und feucht und in einer Querrinne stürzt Ulli, zum Glück passiert nichts und es geht weiter in sausender Fahrt wieder bis ganz nach unten ans Meer. Doch alle sind müde und wir haben noch einen zweiten Sturz. Yorgos stürzt, weil einer unserer Fahrer rechts überholt hat und holt sich ein paar schmerzhafte Schrammen. Nach einem schönen Uferabschnitt im Sonnenuntergang wird es dunkel und kalt, die meisten unserer Fahrer sind ausgepowert von den Anstrengungen des Tages und der Weg bis zum Ziel zieht sich in die Länge und ärgert uns mit kleinen heftigen Abstiegen und die erste noch vor zwei Tagen diskutierte Grenzerfahrung wird gemacht. Für Ulli ist es das erste Mal überhaupt, mehr als hundert Kilometer gefahren zu sein und ich bin froh, dass alle um halb neun abends das Hotel erreichen, ohne noch aufs Auto umzusteigen. Nach einer heißen Dusche sind alle wieder in der Hotelhalle und das Abendessen in einem sehr guten Fischlokal ist vom Feinsten und schon beginnen alle von den heutigen Heldentaten zu erzählen…

Einen Kommentar schreiben